Mitgliederversammlung des Vereins am 15.11.2008

Die Mitgliederversammlung fand während unseres Workshop Beilngries 2008 statt. Insgesamt waren 20 Mitglieder anwesend.Der Vereinvorsitzende Dr. Grelle berichtete in seinem Rechenschaftsbericht über die Arbeit des Vorstandes und des Vereins im vergangenen Jahr.

In der anschließenden Diskussion wurde noch einmal die Tagung in Kloster Banz besprochen. Positiv ist zu bewerten, dass wir eine große Teilnehmerzahl begrüßen konnten und ein sehr gutes wissenschaftliches Programm hatten. Allerdings sollten die Themen so gestaltet werden, dass auf die Zusammensetzung  der Tagungsteilnehmer mehr eingegangen wird.

Es wurde die Möglichkeit der Zertifizierung der Vereinsmitglieder zur ZMP angesprochen, die in Kooperation mit "Praxisdienste Heidelberg" geplant ist (darüber wird noch zu berichten sein).  Die Thematik wurde durchaus kontrovers und sehr sachlich diskutiert. Per Akklamation wurde über diese geplante Kooperation abgestimmt,  die dann doch von den Mitgliedern genehmigt wurde.

Eine Praxisbroschüre, die demnächst als Flyer erscheint, wurde den Mitgliedern vorgestellt. Sie beinhaltet die Darstellung unseres Vereins mit seiner geleisteten Arbeit und seinen Zielsetzungen. Diese Praxisbroschüre soll von allen Vereinsmitgliedern zur Mitgliederwerbung eingesetzt werden können. Sie wird ab Mai 2009 beim Vorstand erhältlich sein.

Erste Mitteilungen erfolgten zur Tagung im Frühjahr 2010.
Tagungsort ist diesmal Schloss Hohenkammer, Tagungstermin 19.-20.03.2010. Das Tagungsthema steht noch nicht fest.

Die Mitteilungen des Kassenwartes belegen, dass der Vorstand des Vereins einen verantwortungsbewussten Finanzhaushalt führt. Die Kassenprüfer hatten keine Beanstandungen.

Es erfolgte per Akklamation die Entlastung des Vorstandes.

Abschließend fand die Wahl des neuen Vorstandes statt, die durch den Wahlleiter Dr. Bernd Müller - Hahl durchgeführt wurde. Die Wahl erfolgte per Akklamation. Siehe dazu "Vorstand".

 

Ute Rabing

Professionelle Implantat-Pflege und Prophylaxe

Die lmplantologie nimmt einen immer größer werdenden Stellenwert in den Zahnarztpraxen ein. Der Langzeiterfolg einer implantologischen Konstruktion hängt in großem Maße von der Gesundheit des perüm­plantären Gewebes, also von den häuslichen Mundhygienemaßnahmen durch den Patienten und der Betreuungsstrategie in der Praxis, ab.

Eine erfolgreiche Prophylaxestrategie in der Implantologie setzt sich aus drei Phasen zusammen:

  • Präoperative Phase
  • Chirurgische Phase
  • Postoperative Phase
  • Compliance-Check
  • Eigenverantwortlichkeit wecken


Die präoperative Phase

Eine wirksame Prophylaxestrategie beginnt einige Zeit vor dem implantologischen Eingriff. Der Patient sollte darüber aufgeklärt werden, dass für einen langfristigen Erfolg die Teilnahme an dem Prophylaxeprogramm notwendig ist eine Zeitspanne von sechs Wochen vor dem Eingriff hat sich bewährt. Grundsätzlich sollte jeder Patient, der sich für eine implantologische Versorgung entscheidet, präoperativ betreut werden.

Die Ziele, die mit einem effizienten Prophylaxeprogramm verfolgt werden, sind:  

  • Plaquefreiheit
  • Gesunde parodontale Verhältnisse
  • Trainieren von regelmäßigen Mundhygienegewohnheiten
  • Eigenverantwortlichkeit wecken.


Erst wenn der Patient wirklich an einer Mitarbeit interessiert ist, kann davon ausgegangen werden, dass sein Mundhygienebemühen auch von Dauer sein wird. Zur Dokumentation und zur Motivation des Patienten hat es sich bewährt, dem Patienten einen Mundhygienepass mitzugeben, in dem die Prozentzahlen des Plaqueindexes und des Blutungsindexes klar dokumentiert sind. Die Zielvorgabe lautet: Plaqueindex < 25 % und Blutungsindex < 15 %. Der Patient kennt das Ziel und hat es in der Hand, ob dieses Ziel erreicht wird.

Zu einer umfangreichen Befundung gehört zudem ein umfassender Parodontalstatus, der wichtige Hinweise auf den Zustand des Restgebisses gibt. Nur ein parodontal gesundes Gebiss sollte mit Implantaten versorgt werden. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass paropathogene Keime einen starken Einfluss auf den Erfolg des Implantates haben können. Unerlässlich, auch aus forensi­schen Gründen, ist eine genaue Dokumentation der erhobenen Indices. Auf der Basis der Befunderhebung wird die Strategie für den weiteren Behandlungsverlauf festgelegt. In der Regel besteht die weitere Behandlung aus genauesten Mund­hygieneinstruktionen und der professionellen Zahnreinigung.

Auch ein Totalprothesenträger durchläuft das Prozedere der Prophylaxe. Ein Totalprothesenträger sollte langsam daran gewöhnt werden, dass auch in seiner Mundhöhle wieder Hygienemaßnahmen vorgenommen werden müssen. Viele dieser Patientengruppen haben sich lange Zeit damit begnügt, ihre prothetische Konstruktion mehr oder minder zu reinigen. Der Totalprothesenträger benötigt neben genauen Instruktionen im Umgang mit der Reinigung seines Zahnersatzes auch genaue Hinweise zur Reinigung seiner Kieferkämme. Es hat sich bewährt, dass der Patient mit einer weichen Zahnbürste (z. B. Meridol. Zahnbürste) seine Kieferkämme pflegt und zusätzlich mit einem Zungenreiniger seine Zunge einmal täglich reinigt.

Nach einer intensiven Prophylaxesitzung sollte der Patient nach ca. drei bis vier Wochen wieder in die Praxis gebeten werden, um eine Reevaluation vorzunehmen. Hier gilt es, den Mundhygieneerfolg zu überprüfen, erneut zu instru­ieren, zu motivieren und zu dokumentieren. Zeigt sich, dass der Patient die gesteckten Ziele nicht erreicht, so gilt es, den Grund hierfür herauszufinden. Im Fäll einer mangelnden Motivation und Compliance von Seiten des Patienten ist darüber nachzudenken, ob dieser Patient für eine hochwertige implantologische Versorgung geeignet ist.

Prophylaxe in der chirurgischen Phase

Direkt vor dem chirurgischen Eingriff ist eine gründliche professionelle Zahnreinigung unter Berücksichtigung einer Full-Mouth-Desinfektion empfehlenswert. Soweit die technischen Möglichkeiten bestehen, ist es ratsam, für das Debridement ein Ultraschallgerät zu wählen, bei dem eine chlorhexidinhaltige Lösung mitgeführt werden kann. Somit ist ein keimzahlsenkender Effekt in der parodontalen Tasche möglich. Nach einer gründlichen Politur aller Zahnflächen schließt sich eine Zungenreinigung an. Der Patient wird gebeten, seine Zunge herauszustrecken, die dann mit Hilfe eines Kosmetiktuches oder Gazetuches sachte festgehalten wird. Zur Zungenreinigung wird das kleine rotierende Polierbürstchen in CHX-Gel getaucht und vorsichtig ohne Druck der Zungenrücken damit gebürstet. Diese Behandlungsmaßnahme sollte mindestens 30 s andauern, damit das Chlorhexidin wirken kann. Der Patient wird erstaunt sein über diese Behandlungsmaßnahme, die spätestens ab jetzt zu einem festen Bestandteil der professionellen Zahnreinigung werden sollte.

Auch während der Einheilphase hat es sich bewährt, den Patienten durch die Prophylaxemitarbeiterin betreuen zu lassen. In erster Linie geht es um die Reinigung und Pflege der eigenen Zähne.

Zu der chirurgischen Phase gehört auch die Zeit nach der Freilegung der Implantate und der Versorgung mit Gingivaformern oder Abheilkappen. Dieses ist eine Zeit, in der gera­de der bisher mit einer Totalprothese versorgte Patient besondere Beachtung benötigt. Denn nun kommt eine große Herausforderung auf den Patienten zu: eine adäquate Reinigung der Konstruktion in seiner Mundhöhle. Renouard et al. haben in ihrem Buch "Risikofaktoren in der Implantologie" eindrucksvoll beschrieben, in welch kurzer Zeit eine starke Plaquebesiedelung von Gingivaformern stattfinden kann und diese häufig dann anzutreffen ist, wenn der Patient vorher nicht in einem Prophylaxeprogramm eingebunden war. Auch die Abheilkappen oder Gingivaformer können wunderbar durch eine Solobürste gereinigt werden. Eine Solobürste sollte zur Grundausstattung der Mundhygieneartikel in der Praxis gehören. Es hat sich bewährt, dem Patienten die Mundhygienehilfsmittel direkt aus der Praxis mitzugeben, da man nur dann sicher sein kann, dass auch wirklich das umgesetzt wird, was mit dem Patienten besprochen wurde.

Postoperative Prophylaxephase = Prophylaxe ein Leben lang

Nachdem die Suprakonstruktion inkorporiert ist, beginnt die postoperative Prophylaxephase. Hierbei handelt es sich um die lebenslange Erhaltungstherapie für das Implantat. Es ist absolut notwendig, dass der Patient auch nach der Eingliederung der Suprakonstruktion weiterhin an dem Prophylaxeprogramm teilnimmt.

Mit Eingliederung der Suprakonstruktion bekommt der Patient seiner Versorgung angemessene Hinweise zur Pflege und Reinigung. Dem Patienten werden die Mund­hygienehilfsmittel gezeigt und erläutert. Wichtig ist ein Ãœben durch den Patienten unter Aufsicht und Anleitung der Assistenz, des Behandlers o. ä.

Es ist empfehlenswert, dem Patienten ein Starterkit für seine häusliche Mundhygiene zusammenzustellen. So ist eine sofortige Umsetzung der Mundhygieneempfehlung gewährleistet. Bekommt der Patient die Mundhygieneartikel nicht aus der Praxis mit, so wird es in den meisten Fällen dauern, bis er sich die von uns empfohlenen Mundhygieneartikel besorgt. Gerade wenn es sich um spezielle Artikel handelt, die im Supermarkt nicht zu erhalten sind, ist eine sofortige Kooperation des Patienten fraglich. Ein halber Tag in einem Drogeriefachmarkt neben einem Mundhygieneregal geben einen sehr guten Aufschluss über das Kaufverhalten unserer Patienten. Als äußerst wirksam hat sich gezeigt, den Betrag für die Mundhygieneartikel auf der zahnärztlichen Rechnung mit aufzuführen, aber als Endbetrag mit Null Euro zu vermerken. So sieht der Patient schwarz auf weiß, welch hochwertige Produkte er als Geschenk aus der Praxis erhalten hat. Dieses ist außerordentlich werbewirksam, da kleine Geschenke bekanntlich die Freundschaft erhalten. Durch solche kleinen Dinge verzeiht der Patient das eine oder andere Missgeschick und wir können sicher sein, dass er wirklich mit den Hilfsmitteln arbeitet, die wir uns wünschen.

Recallintervalle in der Erhaltungstherapie

Es hat sich bewährt, den Patienten eine Woche nach Inkorporation der Suprakonstruktion in die Praxis zu bitten. Hier werden sowohl Suprakonstruktion und Implantate überprüft als auch eine umfassende Mundhygieneunterweisung, basierend auf den bereits empfohlenen Hilfsmitteln, durchgeführt. Es ist notwendig, dem Patienten in dieser Phase Hilfestellung zu leisten.

Nach ca. vier Wochen sollte sich eine Nachuntersuchung anschließen, die eine Kontrolle des periimplantären Weichgewebes und eine Remotivation zur häuslichen Mundhygiene umfasst. Sollte Plaque oder Zahnstein vorhanden sein, muss dieser entfernt werden.

Checkliste für ein Recallprogramm im ersten Jahr:

  • 1. Sitzung eine Woche nach Inkorporation der Suprakonstruktion
  • 2. Sitzung nach vier Wochen
  • 3. Sitzung nach drei Monaten
  • Im 1.Jahr findet eine Recallsitzung alle drei Monate statt

 

Die erfolgreiche Patientenbetreuung

Das Ziel einer effizienten Patientenbetreuung ist der langfristige Erhalt des Implantates, die Gesundheit des periimplantären Gewebes und die damit verbundene Zufriedenheit des Patienten Um dieses Ziel zu erreichen bedeutet es für die Praxis, frühzeitig periimplantäre Veränderungen zu erkennen bzw diese zu vermeiden. Um ein gutes Behandlungsergebnis zu erzielen, hat sich ein Recall von drei bis vier Monaten bewährt. Je nach Patientenfall können die Intervalle verkürzt oder auch bis auf sechs Monate verlängert werden. Durch das konsequente Recall kann ggf. eine periimplantäre Mukositis rechtzeitig erkannt und durch entsprechende Maßnahmen in einen gesunden Zustand zu- rückgeführt werden. Dadurch kann eine Periimplantitis oder gar der Verlust des Implantats vermieden werden.

 

Das Betreuungsprogramm in der Erhaltungstherapie setzt sich aus folgenden Bereichen zusammen:

  • Befunderhebung
  • Beurteilung der Mundhygiene
  • Motivation/Instruktion
  • Professionelle Implantatreinigung
  • Risikoeinschätzung unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren

 

Befunderhebung

Die Befunderhebung dient der frühzeitigen Diagnostik von möglichen pathologischen Veränderungen.

Politur

Auch die Politur der Implantatoberfläche dient zur Entfernung von Plaque. Es wird am besten mit einem weichen Gumminapf und feiner Polierpaste gearbeitet. Ferner wird die gründliche Plaqueentfernung durch den Einsatz von feinen, motorbetriebenen Polierbürstchen unter-stützt. Um Stegkonstruktionen und implantatgetragene Brückenkonstruktionen auch an den schwer erreichbaren Stellen wie approximal oder unter dem Steg optimal reinigen zu können, empfiehlt sich der Einsatz von Floss.

Zu einer professionellen Implantatreinigung gehört zusätzlich die gründliche Reinigung der möglicherweise vorhandenen herausnehmbaren Suprakonstruktion.

Checkliste für den Ablauf einer professionellen Implantatreinigung

  1. Entfernung jeglicher mineralisierter Plaque
  2. Entfernung weicher Plaque mit Handinstrumenten
  3. Politur der Implantate und der Suprakonstruktion mit feiner Polierpaste und mit einem weichen Gummikelch
  4. Reinigung der Schraubkanäle mit einem spitzen Bürstchen
  5. Reinigung der Stegkonstruktion und der Implantate mittels Floss (die Floss um das Implantat herumführen)
  6. Reinigung der Stegkonstuktion mit e9inem chlorhexidingetränken Wattestäbchen
  7. Reinigung der Zunge mit CHX-Gel und einem rotierenden Bürstchen
  8. Reinigung der Prothese durch ein Ultraschallbad
  9. Desinfektion der Stegmatrizen mit Chlorhexidinlösung

 

Risikoeinschätzung/Recallfestlegung

Die Häufigkeit des Recalls hängt von verschiedenen Fakto-ren ab. Ein wichtiger Faktor ist der allgemeine Gesundheitszustand. Aber auch der parodontale Zustand des Restgebisses, die Mundhygiene des Patienten und die Art der Suprakonstruktion spielen eine Rolle bei der Recallfestle­gung.

Recall 4x Jährlich

  • Plaqueakkumulation
  • BOP > 25
  • Sondiertiefen > 4 mm
  • Schwer pflegbare Suprakonstruktion
  • Stark reduzierte Höhe des Zahnhalteapparates
  • Eingeschränkter allgemeiner Gesundheitszustand
  • Rauchen

 

Recall 3x jährlich

  • Kaum Plaqueakkumulation
  • BOP < 25 %
  • Sondierungstiefen <4 mm
  • Gute Compliance


Recall 1 bis 2x jährlich

  • Keine Plaqueakkumulation q BOP <10%
  • Sondierungstiefen <4 mm

 

Diese Recallabstände können je nach Fall verkürzt oder verlängert werden.

In jeder Recallsitzung sollte durch kurze Abfrage die medizini­sche und zahnmedzinische Anamnese aktualisiert werden. Denn auch medizinische Aspekte können erheblichen Einfluss auf die Festlegung von Recallabständen haben.

 

Ute Rabing

Dentalhygienikerin

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