14. Workshop 18./19. November 2016 - Beilngries
Am 18./19. November 2016 fand der nunmehr 14. Workshop zur Mitgliederversammlung in Beilngries statt.
Nach der Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden von Zukunft Prophylaxe e.V. Dr. Friedrich W. Grelle startete der gut besuchte Workshop mit dem Vortrag von Ralf Breier „Parodontitis und Kariesschutz durch Verdichtung von Schmelz und Dentinstrukturen“. Der Zahnarzt aus Bad Sachsa referierte zuerst über den Einsatz und die Wirkungsweise von Fluoriden in der zahnärztlichen Prophylaxe. Dann stellte er die „Dentcoat – Behandlung“ vor. Dentcoat – Kristalle werden mit der alkoholischen Basisflüssigkeit über die Kapillarwirkung in den Zahn gesaugt und verbinden sich über eine milde Hydrolysereaktion, einer Wasserstoffbrückenbindung, fest mit dem Zahn. Durch den Siliziumdioxydkomplex komme es also zu einer Neokristallisation, die zu einer dichteren und glatteren Zahnoberfläche führt. Das bedeute
- Schutz vor Demineralisation,
- dauerhafte Reparatur der geschädigten Substanz durch Bindung der Siliziumdioxydkristalle über Wasserstoffbrückenbindungen an den Schmelz,
- Verschluss der Dentinkanälchen,
- reduzierte Plaqueanhaftung,
- Aufhellung durch sanfte Hydrolysereaktion und
- Schutz nach Bleaching.
Einen Tag vor der Dentcoat-Behandlung empfahl Ralf Breier eine Professionelle Zahnreinigung ohne Polierpasten und Lacke und eine Endpolitur mit Dentcoat Professional Care.
Nach einer kurzen Kaffeepause referierte Prof. Dr. Dr. Ralph Dammer aus Straubing über „Blutungen bei Zahnärztlichen Eingriffen – Ursachen und Therapie“. Der Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie gab zuerst eine Übersicht über mögliche hereditäre und erworbene Koagulopathien. Zu den hereditären Blutgerinnungsstörungen gehören
- Hämophilie A
- Hämophilie B
- Hemmkörperhämophilie
- Willebrandt-Jürgens-Syndrom,
zu den erworbenen
- Leberparenchymschäden
- Vitamin K-Mangel
- Antikoagulanzien.
Bei Alkoholabusus sollen zeitnah vor Eingriffen die Gerinnungswerte bestimmt werden.
Der Focus bei den oralen Antikoagulanzien lag auf den neuen Antikoagulanzien. Alle neuen Substanzen wirken selektiv und seien besser steuerbar, sie führen zu einer besseren Schlaganfallprophylaxe bei geringerem Blutungsrisiko. Der Wirkungseintritt beim Nierengesunden sei schneller und reversibel innerhalb von 24 Stunden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion sei wegen verlängerter Wirkung und der damit verbundenen möglichen Überdosierung Vorsicht geboten. Deshalb solle die Kreatin–Clearance regelmäßig bestimmt werden.
Außerdem gebe es zur Zeit nur für Dabigatran (Pradaxa) ein Antidot (Idarucizumab) zur notfallmäßigen Beendigung der gerinnungshemmenden Wirkung. Eine präzise Bestimmung des Plasmaspiegel–Verlaufs sei nicht möglich. Prof. Dr. Dr. Ralph Dammer zieht folgende Schlussfolgerungen für zahnärztlich-chirurgische Eingriffe, die neuen Antikoagulanzien betreffend:
- zum richtigen Umgang gebe es wenig aussagekräftige Literatur,
- bisher werden keine Fälle schwerer Blutungen post extraktionem beschrieben,
- immer mehr Autoren seien der Auffassung, dass Zahnextraktionen bei Patienten mit oralen Antikoagulanzien ohne Absetzen der Medikamente mit unterstützenden hämostyptischen Maßnahmen möglich sind. Die Extraktionen sollen gegen Ende der Einnahmezeit erfolgen.
Der Referent appellierte an die Zuhörer, den Einzelfall zu bewerten, mit dem Hausarzt des Patienten zu sprechen und auf die Zuverlässigkeit des Patienten zu achten.
Anschließend wurden Thrombozytopenie, Thrombozytopathie und Vasopathien bezüglich ihrer Symptome und Therapiemöglichkeiten besprochen.
Zur Vermeidung einer Blutung bei Blutungsgefahren seien folgende Punkte wichtig:
- Exakte Anamnese
- Rücksprache mit Hausarzt
- Technische Ausrüstung (mono-, besser bipolare Elektrokoagulation)
- Hämostyptika
- Knochenwachs
- Antifibrinolytika
Im Anschluss fand die Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen statt. Nach den Berichten des Vorsitzenden Dr. Friedrich W. Grelle und des Kassenwartes Dr. Ulrich Schnauder dankte die Mitgliederversammlung den Vorständen und sprach die Entlastung aus. Im Zuge der Neuwahlen wurden Dr. Friedrich W. Grelle, Dr. Ulrich Schnauder, Dr. Christian Schubert, Susanne Schirner, Birgit Hühn, Ingrid Schwarz, Dr. Ralph Wimmer, Dr. Markus Sixt und Dr. Axel Cerny in den Vorstand gewählt.
Nun konnten die Teilnehmer zum gemütlichen Teil übergehen. Der Verein lud zu einem Sektempfang und zum gemeinsamen Abendessen ein. Es schloss sich ein nettes Beisammensein in der Hotelbar Kaiserbeck an, wo bei einem erlesenem Glas Wein, Cocktailspezialitäten oder frisch gezapftem Bier nicht nur Fachliches ausgetauscht wurde.
Nach dem traditionellen Morgenlauf entlang des Rhein-Main-Donau-Kanals und einem ausgiebigen Frühstück startete am Samstagmorgen Prof. Dr. Andrea Maria Schmidt-Westhausen aus Berlin mit ihrem Vortrag „Mundschleimhauterkrankungen harmlos – unklar - bösartig“. Die Referentin begann mit dem ersten Schritt zur Diagnose: Der Algorithmus bezüglich der kompletten Inspektion der Mundhöhle inklusive Uvula. Dies sei eine Früherkennungsuntersuchung bei der in 90 Sekunden evtl. ein Leben gerettet werden kann.
Nun besprach Frau Prof. Schmidt-Westhausen ausführlich harmlose, unklar/verdächtige und bösartige Mundschleimhauterkrankungen aufgeteilt in weiße Flecken, dunkle Flecken und tumorähnliches Wachstum mit vielen aussagekräftigen Fotos. Zu allen Diagnosen wurde das notwendige Procedere erläutert.
Außerdem ging die Vortragende auf die Unterschiede zwischen Bürsten“biopsie“ und Biopsie ein. Bei der Bürsten“biopsie“ handele es sich um eine zytologische Untersuchung. Es werden nur die Zellen untersucht und nicht das Gewebe. Die Bürstenzytologie sei ein minimal-invasives, einfach zu handhabendes, den Patienten kaum belastendes und preiswertes Verfahren zur Dignitätsabklärung von Veränderungen der Mundschleimhaut. Es solle nur im Rahmen von Kontrolluntersuchungen bei klinisch nicht malignitätsverdächtigen Läsionen angewandt werden. Bei Verdacht von bösartigen Läsionen sei es nicht geeignet, hier empfiehlt Frau Prof. Dr. Schmidt-Westhausen den Goldstandard Biopsie/Histologie.
Abschließend referierte Lothar Baylacher über Glasfasern in der modernen Zahnheilkunde. Für den Zahnarzt gebe es für faserverstärkte Komposite-Restaurationen verschiedene Glasfaserverstärkungen in verschiedenen Schichtstärken und Durchmessern
- everStick C&B für minimal-invasive faserverstärkte Komposite-Restaurationen,
- everStick POST für komplexe Stift- und Stumpfrestaurationen,
- everStick PERIO für Schienen,
- everStick NET für flexible Schienung nach Trauma und
- everStick ORTHO für kieferorthopädische Retention.
Das Besondere an everStick seien die mit zwei Arten von Kunststoffen, PMMA und bis-GMA getränkten Glasfaserbündel. Dieses interpenetrierende Polymernetzwerk führe zu einer optimalen Haftung an Kompositen, Adhäsiven und Kompositezementen. Der Referent erklärte weiterhin die Handhabung der einzelnen Glasfaserbündel bezüglich ihrer Anwendungen ausführlich.
Parallel zur den Vorträgen fand sowohl am Freitagnachmittag als auch am Samstagvormittag ein Schärfkurs mit Instrumentenkunde und praktischem Üben unter der Leitung von Manfred Köhler und Birgit Hühn statt.
Eine wieder sehr gelungene Fortbildungsveranstaltung in Beilngries endete mit einem gemeinsamen leckeren Mittagsimbiss und einer Vorstandssitzung. Auf der Tagungsordnung standen die Planungen für den 15. Workshop zur Mitgliederversammlung in Beilngries am 17./18. November 2017 und der Tagung Brennpunkt Prophylaxe am 09./10. März 2018 im ABG-Tagungszentrum Beilngries.
Dr. Axel Cerny